Wer verkauft wird gefragt: Porzellanwissen zur Weihnachtszeit

Weihnachtsgeschäft bei Porzellan im Hinterhof bedeutet

  • viele Aufträge
  • viele Sonderwünsche
  • viel zu verpacken

und

  • viele, viele Fragen zu unserem Porzellan zu beantworten.

Wir beantworten diese Fragen gerne und freuen uns auch an dem Interesse unserer Kunden an unseren Artikeln.

Hier habe ich die Fragen, die im November und Dezember am häufigsten gestellt wurden, zusammengestellt.

Die Antworten auf diese Porzellanfragen sind das ganze Jahr über interessant, denn mit Weihnachten haben sie (eigentlich) nichts zu tun.

Aber wenn mehr bestellt wird, dann wird auch mehr gefragt – und wir haben für die Fragen unserer Kunden immer ein offenes Ohr.

Im ersten Teil sind die Fragen zu Fachausdrücken in der Porzellinersprache gesammelt.

Viele Fragen zu Porzellan Fachausdrücken

Hier beantworte ich die häufigsten Fragen, die sich auf die „Porzelliner Sprache“ bezogen haben. In der Porzellanindustrie gibt es viele Ausdrücke, die sich für den Laien nicht auf den ersten Blick erschließen.

Nicht umsonst hatte Günter Jauch die Frage nach Spiegel und Fahne als Millionenfrage bei „Wer wird Millionär“.

1. Heißt es Unterteller oder Untertasse?

Die Antwort ist: Beides ist richtig!

Sowohl der Unterteller als auch die Untertasse bezeichen einen kleinen Teller, der unter die Tasse gestellt wird.

So blieben die Tischdecken sauber. Sowohl Tee als auch Kaffee enthalten färbende Bestandteile. Die Flecken hätten die teure Tischwäsche schnell verdorben. Schließlich gibt es Waschmaschinen noch nicht so lange. Alle Wäsche musste früher von Hand gewaschen werden. Daher war es gut, wenn die Verschmutzung so gering wie möglich war.

Übrigens: Tischwäsche war meist weiß. Der Grund: Die Waschmittel, die früher verwendet wurden bleichten stark – keine Farbe hätte lange gehalten.

Es gibt aber einen Grund, warum die Untertasse so heißt: Früher wurde oft nicht direkt aus der Tasse getrunken, sondern aus der Untertasse!

Daher hat das Zwiebelmuster Porzellan, das es ja schon sehr lange gibt, auch schalenförmige Untertassen.

Der Tee oder Kaffee wurde aus der Tasse in die Untertasse gegossen und war dann nicht mehr heiß. So konnte getrunken werden, ohne sich den Mund zu verbrennen.

2. Ist ein Unterteller das gleiche wie ein Platzteller?

Nein – auch wenn der Platzteller unter einem Teller steht, ist er kein Unterteller. Platzteller sind in der Regel größer als die Speiseteller und haben meist einen Durchmesser von 30 bis 32 cm. Sie können aus Porzellan, Glas, Metall oder Holz sein.

Platzteller dienen als Zierde auf dem gedeckten Tisch vor dem Essen. Oft sind sie aufwendig verziert und sehr dekorativ.

Wie der Unterteller bei der Tasse sollen auch sie Tischdecken vor Verschmutzung schützen.

Außerdem verhindern Platzteller Schäden auf den Tischplatten durch vorgewärmte Teller. Die Hitze der Porzellanteller kann sonst zu Verfärbungen und Furnierschäden führen.

3. Warum heißen manche Teller „Fahnenteller“?

Die Fahne ist der abgesetzte Rand bei Tellern. So heißt das in der Porzellinersprache, der Fachsprache der Porzellanhersteller und Arbeiter in den Porzellanfabriken.

Es gibt Teller mit schmaler oder mit breiter Fahne. Die Fahne kann außen ganz rund sein oder Schwünge aufweisen.

Es gibt viele Porzellane, die verzierte Fahnen haben. Die Fahnen der Teller können mit Ornamenten, die ein Relief bilden, verziert sein.

Der sogenannte Barockrand, der sich aus einzelnen geschwungenen Verzierungen zusammensetzt, läuft am Außenrand der Fahne entlang.

Bei Fahnentellern werden Tellerränder häufig auch farbig gerändelt. Besonders dekorativ ist dabei der Doppelrand. Dabei wird der äußere Rand und der innere Rand der Fahne mit einem feinen Rand versehen. Der innere Rand der der Tellerfahne heißt übrigens „Kehle“ oder „Steigbord“.

4. Was sind „Coupteller“?

Coupteller sind Teller, die keine Fahne haben. Sie sind durchgehend glatt, ohne Absätze in der Form. Das Wort „Coup“ ist sprachlich verwandt mit dem englischen Wort „cup = Tasse“ oder dem holländischen oder plattdeutschen Koppje. Das ist ein halbrundes Tässchen, früher waren diese oft auch ohne Henkel – also ganz glatt.

5. Was bedeutet „Spiegel“ bei einer Untertasse?

Spiegel und Fahne gehören in der Porzellinersprache zusammen – denn „Spiegel“ ist der Fachausdruck für den Teil eines Tellers, den die „Fahne“ umschließt.

Es ist als der innere, flache Teil des Tellers. Bei der Untertasse oder dem Unterteller ist es der Teil, auf dem Tasse steht, also die leichte Vertiefung in der Mitte der Untertasse.

Die Spiegel der Untertassen sind auf die Größe des Tassenbodens abgestimmt. Die Tasse sollte so innerhalb des Spiegels sitzen, dass er nicht mehr zu sehen ist, wenn darauf steht.

Damit steht die Tasse fest auf der Untertasse und kann so auch besser getragen werden.

Allerdings gibt es auch Untertassen, die keinen Spiegel haben, es sind dann „Coupteller“, die als Untertasse dienen. Die Originalform der frühen Untertassen der Meissner Manufaktur sind Unterteller ohne Spiegel.

6. Was ist Biskuit oder Bisquit-Porzellan?

Dieses Porzellan hat eine andere Zusammensetzung als normales Haushaltsporzellan. Biskuitporzellan enthält viel Feldspat und wenig Quarz. Es wird zweimal gebrannt, bei bis zu 1400 Grad und nicht glasiert. Ohne Glasur kann die Oberfläche sehr viel feiner ausgearbeitet werden. Biskuit sieht aus wie weißer Marmor oder Elfenbein und wurde vor allem für Figuren verwendet. Erfunden hat es der französische Maler Jean-Jacques Bachelier 1753. Es lässt sich auch gut reinigen, weil die Oberfläche bei den hohen Brenntemperaturen versintert und daher sehr dicht ist.

Es hat sich aber eingebürgert, auch einmal gebrannte Porzellanteile, die dann aber noch glasiert und dann nochmal gebrannt werden, als Biskuitporzellan zu bezeichnen. Das kommt daher, dass es optisch ähnlich ausieht. Allerdings ist die Oberfläche nicht so dicht.

Es gibt zwei Erklärungen für die Wortherkunft:

Es kommt aus dem Französischen: „Cuire“ heißt auf Französisch backen, „bi“ steht für zwei – Biscuit oder Biskuit bedeutet also doppelt gebranntes Porzellan, das dann nicht nochmal mit Glasur gebrannt wird.

Es kommt aus dem Italienischen: Abgeleitet soll es von „Biscotti“ sein, also harten Plätzchen oder Zwieback. Das unglasierte Porzellan sieht aus wie Plätzchenteig, der gebacken ist.  Biscotti leitet sich ebenfalls von von 2 Mal gebacken ab. Zwieback (der ja zweifach gebacken heißt) und viele „trockene Plätzchen“ werden ebenfalls zweimal gebacken. Dadurch werden sie haltbar gemacht.

So gesehen sind beide Erklärungen richtig. Es geht vor allem darum, dass dieses Porzellan 2 Mal gebrannt wird. Damit erhält es die dichte Masse und glatte Oberfläche, die auch resistent gegen Verschmutzungen ist.

7. Was ist eine Unterglasur Dekoration bei Porzellan?

Unterglasur bedeutet, die Dekore werden mit Porzellanfarben auf unglasiertes Porzellan gemalt oder gezeichnet. Danach wird das Porzellan mit einer Glasur über der Malerei nochmals gebrannt.

Da die Brenntemperatur für  den Glasurbrand um die 1200 Grad beträgt, müssen auch die Farben diese Temperaturen aushalten. Am Anfang funktionierte das fast nur mit Kobaltblau. Daher auch die Blautöne des Zwiebelmuster Porzellans und der „Indisch Malerei“ wie dem Stohblumenmuster, das mit Federn und blauer Kolbaltfarbe auf das Porzellan gezeichnet wurde. Später kamen Grün-, Rot- und Gelbtöne dazu. Sie alle wurden aus Metalloxiden gewonnen. Grün aus Kupfer, Rot aus Eisen, Violett und Braun aus Mangan und Gelb aus Antimon. Durch die Glasurschicht wird der Dekor geschützt und bleibt lange und schön farbig erhalten.

8. Was bedeutet Inglasur Dekoration?

Hier wird bereits glasiertes Porzellan (meist mit gedruckten Dekoren) verziert und nochmal bei hohen Temperaturen gebrannt. Dabei verflüssigt sich die Glasur, die Pigmente sinken ein und sind dann beim Erkalten von der Glasur umschlossen. Diese Farben sind dann, wie bei der Unterglasur, durch diesen Überzug geschützt. Auch bei Inglasurdekoren können nur Farben verwendet werden, die Temperaturen bis 1200 Grad vertragen. Die Inglasurdekoration ist sehr energieaufwendig. Denn das Porzellan muss dafür insgesamt 3 Mal bei 1200 Grad oder höher gebrannt werden. Inglasurdekorationen und Unterglasurdekorationen machen immer einen leicht „verschwommenen“ Eindruck – das kommt daher, dass sich Glasur und Pigmente mischen und dabei die Konturen etwas verwischt werden.

9. Was ist eine Aufglasur Dekoration?

Aufglasur Dekore werden inzwischen für fast alle Haushaltsporzellane verwendet. Die Schiebedekore werden bei 800 bis 850 Grad eingebrannt. Das spart erhebliche Energiekosten und die Muster sind trotzdem haltbar.

Das liegt daran, dass die Dekore inzwischen mit dem sogenannnten „Fluss“ versehen werden. Diese letzte Schicht wird bei den Schiebedekoren über die Motive gedruck. Sie ähnelt der Glasur, ist allerdings dünner. Der Fluss für gedruckte Porzellandekore wurde erst in den 1980er und 1990er Jahren entwickelt. Daher sind ältere Porzellane mit Aufglasurdekor auch nicht für Haushaltsspülmaschinen geeignet. Die Farben verblassen da sehr schnell – sie sind ja nicht durch die dünne Glasurschicht geschützt.

10. Was ist der Unterschied zwischen „spülmaschinenfest“ und „spülmaschinengeeignet“?

Spülmaschinenfest sind Inglasur und Unterglasur Porzellane. Hier kann auch eine Industriespülmaschine die Farben nicht angreifen. Diese Maschinen arbeiten mit höheren Temperaturen, schärferen Wasserstrahlen und Spülmitteln.

Spülmaschinengeeignet sind Aufglasurporzellane mit Fluss über den Dekoren. Diese Dekore können bis 1000 Spülgänge unbeschadet überstehen. Erst danach kann ein Verblassen bei den Farben einsetzen. Das hängt aber auch von der durchschnittlichen Waschtemperatur und der Art des Spülmittels ab. Niedrigere Temperatur, nicht zu scharfe Spülmittel und richtig eingestellte Waserdüsen helfen die Dekore lange strahlen zu lassen, auch weit länger als 1000 Wäschen.

11. Was sind Tassen mit Füßchen?

Es gibt zwei Arten von Tassen mit Füßchen

Tassen, die auf 3 oder 4 kleine Füßchen stehen. Diese Füßchen sind oft wie Tierpranken oder Voluten geformt. Solche Tassen haben wir leider nicht im Programm.

Unsere Tassen mit Fuß oder mit Füßchen haben ein konisches Unterteil, die eigentliche Tasse ist darauf aufgesetzt. Beide Tassen auf Fuß aus unserem Programm gehören zur Serie Friederike.

Dieses schöne Porzellan ist herrlich „altmodisch“ und diese aufwendigen Tassen passen sehr schön dazu.

Tassen mit Füßchen werden in drei Teilen produziert, das Füßchen, die Tasse und der Henkel werden extra gegossen oder gepresst, geschrüht (so heißt der erste Brand) und dann glasiert. Das Füßchen, die Tasse und der Henkel werden dann mit der Glasurmasse zusammengeklebt und nochmal gebrannt.

Auch die 3 bis 4 kleinen Füßchen werden bei den oben schon erwähnten Tassen mit Füßchen extra gegossen. Die Füßchen werden dann mit Glasur andekoriert und gebrannt. Die Glasur  auf beiden Teilen und der extra „Klecks“, der als Kleber funktioniert, verbinden sich dann so fest als wäre das in einem gegossen.

12. Was ist Küchenmeissen?

Als „Küchenmeissen“ wurden Porzellanserien bezeichnet, die als Rohlinge für den Zwiebelmuster Dekor dienten, die aber in weiß verkauft wurden. Die Fahne der Teller war geschwungen, ähnlich wie die Teller der Serie Ofelie. Der geschwungene Rand wird aber nicht zusätzlich mit Relief verziert, wie zum Beispiel bei der Serie Ofelie. Diese Form wurde auch als Festongeschirr bezeichnet.

Küchenmeissen hieß es, weil es die günstige, weiße Variante des teuren Zwiebelmustergeschirrs war.

Festonformen wurden aber später auch mit vielen anderen Dekoren angefertigt. Sie wurden oft gerändelt, meist doppelt, also außen und an der „Kehle“, dem Übergang von der Fahne zum Spiegel. Auch Efeuranken und andere florale Motive wurden auf diese Geschirrform gebrannt.

13. Haben Becher einen Henkel oder nicht?

Becher werden meistens als „Mug“ bezeichnet, was aber auf englich wiederum Becher heißt. In der Porzellanindustrie heißt so eine „Tasse“, die größer ist als 2oo ml und keine typische Tassenform hat. Diese Becher haben meist einen Henkel, es gibt aber auch Porzellanbecher ohne Henkel. Der Korpus der Becher und der Henkel werden, wie bei den Tassen, separat gegossen, dann glasiert und mit Glasur zusammengefügt und gebrannt.

Ein Porzellanbecher kann also einen Henkel haben  – muss aber nicht. Wir haben vorwiegend Becher mit Henkel im Programm, aber auch zwei Sorten ohne Henkel.