Unsere Märkte: Damals und heute
Wie es am Ende mit den Märkten aufhörte…
Corona und die kaputte Schulter
Das sind die zwei wichtigsten Gründe warum das Marktgeschäft für Porzellan im Hinterhof zu Ende gegangen ist.
Obwohl es sehr anstengend ist Märkte zu beschicken – die Wehmut über das Ende einer Familientradition nach drei Generationen ist groß.
Hier gibt es einen nostalgischen Überblick über das Marktgeschäft von den ersten Anfängen bis zur letzten Dult, der Herbstdult im Oktober 2020 in München.
Aber unser tolles Sortiment gibt es ja weiter – und wir freuen uns sehr über Bilder und anderes, wenn Sie sich gerne an uns auf der Dult erinnern!
Unser Maskottchen Lotta von Porzellan im Hinterhof beim Kinderporzellan
Unser Maskottchen Lotta von Porzellan im Hinterhof beim Blaurandporzellan.
Wie es begann: Märkte in den 1940iger, 1950iger und 1960iger Jahren
Meine Mutter Ingrid Ackermann als 15jährige auf einem Markt in der Pfalz.
Dort trank sie auf dem angeschlossen Weinfest zum ersten mal Wein – sie machte den Markt alleine.
Ihre Eltern waren auf anderen Märkten unterwegs. Im Hintergrund der Opel Blitz.
Meine Großmutter Katharina war eine gute und in Grenzen risikofreudige Geschäftsfrau, mein Großvater war eher der vorsichtige Typ. Als ihr ein Kontigent Kermikvasen angeboten wurde, schlug Sie zu!
Großvater Ferdinand war entsetzt, die Rechnung hoch, doch die Vasen verkauften sich gar nicht so schlecht.
Dann kam der historische Tag, der hier auf dem Foto dokumentiert wird: Die „Amis“ kamen!
Die vielen verschiedenen Vasen stachen einem der amerikanischen Soldaten ins Auge. Seine Dienstzeit in Deutschland neigte sich dem Ende entgegen und er plante, ins zivile Leben zurückkehren. Er wollte wohl einen Blumenladen eröffnen und kaufte meiner Oma die gesamten Vasen auf einmal ab. Seine Leute holten die verpackt ab, sie kamen gleich in den Container, mit dem auch der Rest der seiner Besitztümer in die USA verschifft wurde.
Alle waren glücklich, nicht zuletzt der Großvater, der die Vasen ja schon als Ladenhüter im Lager verstauben sehen hatte.
1965 oder 1966 wurde diese Aufnahme auf der Münchner Dult gemacht. Meine Großeltern hatten einen Platz in einer der Budenreihen ergattert, denn es war damals nicht leicht, auf den größeren Märkten eine Zulassung zu bekommen. Diese Bude wurde von der Stadt gestellt und an die Marktbeschicker vermietet – das ist bis heute so geblieben. Auch heute noch gibt es die Budenreihen auf der Auer Dult. Die Porzellanbude befand sich vorne vor dem Haupteingang der Maria Hilf Kirche. Katharina Kriener war alleine auf dem Markt und ist in der Bude zu sehen. Ihr Mann war zu dieser Zeit auf verschiedenen Tagesmärkten unterwegs. Kommuniziert wurde per Telefon in der Pension (ungern gesehen) oder per Telegramm: „Bitte Kisten mitbringen – viele Kannen übrig!“ Das war der Klassiker, der auf Familienfesten immer wieder zitiert wurde.
Dieser Ausschnitt fand sich beim Aufräumen von Katharina Krieners Wohnung, nachdem sie ins Altenheim gezogen war. Der Name meiner Großmutter ist hier falsch angegeben. Sie hieß Katharina und wurde aber Trina gerufen. Wahrscheinlich konnte sich das in den 1970iger Jahren keiner mehr vorstellen, dass jemand so hieß, also wurde sie im Artikel zur „Tina“. München war als Markt für seine Wettereskapaden bekannt und gefürchtet – es regnete viel und auf dem Foto trägt meine Großmutter den Regenmantel, der immer extra für den Aufbau in München gepackt wurde.
Die Legende besagt, dass sich im Mittelalter auf einer Dult zwei Makthändlerinnen böse gestritten haben. In ihrer Wut zog die eine Tandlerin ein Stück aus ihrem Sortiment und begann damit auf ihre Gegnerin einzuschlagen. Leider handelte es sich dabei um ein Kruzifx. Zur Strafe hat der Herrgott von da an die Dult mit schlechtem Wetter verfolgt. Die Kunden meinten auch recht oft: „Da habt ihr wieder das schlechte Wetter mitgebracht, immer wenn Dult ist regnet es.“
Die Namenstassen kosteten damals, im August 1970, übrigens 3 DM.
Unsere Märkte in den 1970iger und 1980iger Jahren
Die Auer Dult in den 70iger Jahren. Einige Jahre hatten wir noch keine komplette Schirmabdeckung – Regen oder Schnee waren der größte Graus! Dann folgten die ersten beide Schirme, die immerhin zwei Drittel des Standes abdeckten. Nach einer verschneiten Dult im April und Mai am Anfang der 80iger Jahre wurde dann der dritte Schirm angeschafft – endlich!
Der „alte Stand“ auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt, noch direkt auf dem Schillerplatz, und ganz ohne Bude. Jahrelang vertröstete meine Oma mit großem Charme den Marktleiter, der ihr an Herz legte, endlich eine Bude anzuschaffen. Als meine Mutter dann dazu kam, wurde die Bude tatsächlich beim Schreiner in Auftrag gegeben und stand etwa 15 Jahre an der Stelle.
Unser Namenstassen mit roter Schrift, die wir einige Jahre im Programm hatten. Für die Tassen wurde dann auch das Display gebaut, in dem jede Tasse zu sehen war. Das erleichterte die Suche und steigerte den Umsatz, weil die Kunden selbst die Tassen aus dem Regal nehmen konnten. Vorher lagen sie zweilagig in breiten Kisten und man musste sich durch die Tassen wühlen, um den gewünschten Namen zu finden. Das trauten sich viel Kunden nicht, so dass der Aufwand beim Verkauf der Namenstassen recht groß war.
Der Markt in Nürnberg – es war eine Registrierkasse angeschafft worden. Mein Großmutter fand das erst überflüssig, war am Ende aber begeistert. Das Rechnen ging schneller und das Geld war gut aufgehoben, während sie am Stand am anderen Ende „räumen“ oder mal kurz weg musste. Die Pelzmütze war ihr Markenzeichen!
Der Weihnachtsmarkt in Stuttgart: 65 Jahre dabei – Porzellanstand Ackermann
Die 1990iger und Nuller Jahre: Die Werkstatt und das Sortiment wächst
Vollglasur-Porzellan war in und wir hatten diese fröhlich bunten Tassen und Teller im Programm – die wurden von der Porzellanfabrik Mitterteich für uns hergestellt. Als diese große Firma eigentlich überraschend in Konkurs ging, fiel dieser äußerst beliebte Artikel wieder aus dem Sortiment. Zuhause habe ich noch immer genug um den Frühstückstisch zu decken – aber die Teile in den Lieblingsfarben sind schon deutlich weniger geworden.
Die Auer Dult, die dreimal im Jahr stattfindet, war auch der Markt auf dem unser nostalgisches Geschirr mit Streublümchen, Röschen und Vergissmeinnicht am besten angenommen wurde. Das Sortiment war damals groß, inszwischen ist es wieder geschrumpft – aber für die Liebhaber von nostalgischen Porzellan finden sich noch immer einiges bei uns.
Bis zum Jahr 2006 waren die Werkstatt und der Laden im lauschigen Hinterhof der Gründerzeithäuser hinter dem Fürther Hauptbahnhof zu finden. So schön der Hinterhof auch war – verkaufstechnisch war die Lage nicht ideal und der Hinterhof machte das Be- und Entladen des LKWs nicht einfacher. Als die Immobile dann verkauft wurde, zogen wir nach Nürnberg um. Das sparte Zeit und Arbeitswege und erleichterte die Vorbereitung der Märkte ganz erheblich. Ein gewisse Nostagie ist aber bis heute zurückgeblieben – und auch der Name“Porzellan im Hinterhof“.
Von 2010 bis heute: Weniger Märkte – mehr Interverkauf
Unser Stand auf der Fürther Kirchweih war der letzte der dazukam. Zuerst hinter der namengebenden Michaeliskirche, dann mit kleinem, später vergrößerten Stand an der Nürnberger Straße, wurde sie zum „Aufsteiger“ unter unseren Märkten. Die Tradition, den Kinder zur Kirchweih dort etwas zu kaufen, wurde unser Vorteil – bei uns gab es schönes Geschirr für Kinder und das wurde gerne gekauft.
Langlebiger als Ballons, kalorienärmer als Nascherei, schön anzuschauen, nachhaltig und gut zu ergänzen. Das Kindergeschirr und die Namenstassen entwickelten sich auf der Fürther Michaeliskirchweih zu echten Rennern mit hohem Erinnerungswert: „Da hat mir die Oma vor Jahren die erste gekauft“ haben wir oft gehört, wenn die junge Familie ihre Namenstassen für das neueste Mitglied ergänzte.
Jedes Jahr wieder war es eine besondere Bestellung, die da gemacht wurde – alle in der Werkstatt hatten Mitspracherecht bei der Zusammenstellung der Motive. Das hat sich ausgezahlt! Uns wurde von den Kunden vielfach bescheinigt, dass wir immer eine tolle Auswahl mit auch außergewöhnlichen Motiven hatten. Und schöne Plätzchen gab es dann auch häufig – schließlich mussten die Ausstecher ja ausprobiert werden, natürlich nur um den Kunden richtig gute Tipps geben zu können …
Für die Herbstdult 2020 haben wir überraschend eine Zulassung bekommen – natürlich unter eingeschränkten Corona-Bedingungen. Wir werden also sehen wie es weitergeht und wie lange wir noch München auf die Dult kommen.
Das zu schreiben tut weh – denn es gibt da Jahrzehnte an Erinnerungen! Die regelmäßige Treffen mit Freunden, die in München wohnen und manchmal sogar auf dem Markt mithalfen, wenn Not an der Frau war. Wie zum Beispiel bei dem Sturm, der 2017 einen Schirm zerstörte. Oder die vielen netten Standnachbarn, unglaublich viele tolle Stammkunden, die uns über die Generationen begleitet haben, da wird es einem schon recht schwer ums Herz!
Wir versuchen auch bei dem „Verkauf auf Distanz“ im Internet weiter anzuwenden, was uns unsere Kunden auf den Märkten vor Ort gelehrt haben. Freundlichen Umgang mit Menschen, Interesse für die Bedürfnisse der Kunden zu haben und den Willen, unseren Kunden schönes, nachhaltiges und trotzdem praktisches Geschirr zu verkaufen.
Heike macht auf dem Markt, wie in der Werkstatt immer alles toll!