Kaffee:  Geschichten und Geschichte

Die dampfende, duftende Tasse Kaffee! Ob in der kleinen Ausführung als italienischer Espresso oder in der großen Milchkaffeetasse, als türkischen Mokka oder süßen vietnamesischen Kaffee, mit Schuss oder ohne: Schon der Geruch, das Aroma der gerösteten Kaffeebohne weckt die Lebensgeister. In der kleine Espressotasse serviert ist ein kleiner Schluck, der den perfekten Abschluss eines guten Essens bildet. Im Kaffeebecher der treue Begleiter am Arbeitsplatz oder in der Pause. In der schönen Tasse beim Sonntagsfrühstück der kleine Luxus, der den Tag perfekt beginnen lässt.

Kaffee und Porzellan – eine lange gemeinsame Geschichte

Schon für die frühen Kaffeetrinker waren dabei Porzellantassen ein Must Have.
  • Die vorher gebräuchlichen Trinkgefäße aus Metall waren weder geschmacksneutral (vom Gold abgesehen) noch angenehm – sie wurden schnell glühend heiß und kühlten danach aber auch ebenso schnell wieder ab.
  • Aus anderen keramischen Werkstoffen wurden meist dickwandigere Trinkgefäße gefertigt. Nicht das richtige für ein edles und teures Getränk wie Kaffee so die verbreitet Meinung der Kaffeetrinker.
  • Außerdem wollte man ja auch was hermachen – Tafelsilber ist schon in Ordnung – aber Porzellan war das weiße Gold, um ein Vielfaches exotischer und begehrter.
So präsent wie Kaffee heute in unserer Welt ist, kann es schon überraschen, das er erst seit einigen hundert Jahren als Nutzpflanze bekannt ist.

Die Legenden um die Entdeckung des Kaffees

Die Entdeckung des Kaffees, die Namensgebung und seine Verbreitung ist gespickt mit wilden und abenteuerlichen Geschichten. Kaffee, der aus den Bohnen des Kaffeestrauchs aus den zwei Stammsorten Coffea Arabica oder Coffea cenephora gewonnen wird, stammt ursprünglich aus Afrika. Der Legende nach wurde seine anregende Wirkung von Ziegen in Äthiopien entdeckt. Ihr Hirte hatte bemerkt, dass die Tiere, die von einem weißblühenden Strauche gefressen hatten, länger wach und ausgesprochen munter geblieben waren. Es war der Kaffeestrauch, der dadurch entdeckt wurde. Auch die Röstung von Kaffeebohnen soll auf Hirten zurückgehen, die wegen der aufgeweckten Ziegen selbst von den Bohnen versuchten. Da rohe Kaffeebohnen an sich erst einmal für Menschen ungenießbar sind, spuckten die Hirten sie ins Lagerfeuer, wo sie den köstlichen Geruch von geröteten Kaffee verbreiteten. Somit entstand die Idee die Bohnen zu rösten –  bis heute gilt Kaffee, frisch geröstet, das ist einfach ein himmlischer Geruch! Die fromme Variante der Legende besagt, dass der Erzengel Gabriel dem Propheten Mohamed zur Stärkung eine Tasse Kaffee anbot. Die war aber sicher nicht aus Porzellan – das war zu dieser Zeit weder in Europa noch im Vorderen Orient zu haben.

Kaffee und Wein – tatsächlich das gleiche Wort?

Das arabische Wort „qahwa“, von dem sich Kaffee ableitet, bedeutete allgemein „berauschendes Getränk“, und genauer dann auch „Wein“. Im Türkischen wurde es dann zu „Kahve“. Dieses türkische Wort „Kahve“ wurde von den Europäern übernommen und ist der Ursprung sowohl von Kaffee (über Italien und Frankreich) als auch von Coffee (niederländisch und englisch) Dies gilt als die richtige etymologische Herleitung des Wortes. Das der Kaffee ursprünglich auf der Region Kaffa stammt, die im südwestlichen Äthiopien liegt, hatte sehr wahrscheinlich auf die Namensgebung keinen Einfluss.

Kaffee im osmanischen Reich: Von streng verboten zu täglichen Genuss

Parallel zum Sklavenhandel entwickelte sich im 14. Jahrhundert auch der Handel mit Kaffee. Er kam aus Äthiopien in den Jemen, wo er über die Hafenstadt Mocha oder Mokka nach Europa verkauft wurde. Daher stammt tatsächlich auch die Bezeichnung „Mokka“ für Kaffeegetränke. Bereit um 1511 entstanden in Mekka die ersten Kaffeehäuser. Trotzdem war der Kaffee bei den Muslimen kein unumstrittenes Getränk. Seine Wirkung wurde als berauschend eingestuft und war daher sowohl dem islamischen Klerus als auch den weltlichen Herrschern suspekt. Bald gab es auf Drängen der Geistlichkeit ein „Kaffeeverbot“. Kaffee galt als allzu anregend, was sicherlich auch sündige Gedanken hervorbringen und zu Rauschzuständen führen konnte. Zuerst wurde das Kaffeeverbot noch relativ locker gehandhabt. Erst Murad IV geboren am 27. Juli 1612 und bis 8. Februar 1640 Sultan des Osmanischen Reiches, setzte das Kaffeeverbot mit großer Strenge durch. Todesurteile für Kaffeehändler, Verkäufer von zubereitetem Kaffee und Kaffeetrinker (aber auch Tabakraucher und Opiumesser) waren laut Berichten an der Tagesordnung. Der Legende nach ließ er 100.000 Menschen in seiner Regierungszeit, die nur 17 Jahre betrug, hinrichten. Allerdings nicht nur wegen der unerlaubten Genüsse wie Kaffee, sondern auch weil sie in irgendeiner Weise seine Autorität verletzt haben sollten.  Um dieser Gefahr und der Verfolgung zu entgehen wurden Kaffeehäuser zur Tarnung häufig als Barbierläden eröffnet. Erst nach 1839 wurde der Kaffee wieder als „normales Getränk“ anerkannt und durfte ohne Gefahr öffentlich ausgeschenkt werden. Ausgeschenkt wurde Kaffee am Anfang meist in Metallbechern, was dem Geschmack aber nicht zuträglich war. Daher wurden in Cafés sehr früh Porzellantassen eingesetzt, als diese erschwinglicher geworden war. Um Bruch zu vermeiden unterscheiden sich bis heute Gastronomieporzellane vom normalen Haushaltsporzellan, sie sind dicker, robuster und damit bruchsicherer.

Türkischer Mokka war eine eine Zeitlang ein lebensgefährliches Getränk!

Murad IV,  bis 1640 Sultan des Osmanischen Reiches, setzte das Kaffeeverbot mit großer Strenge durch. 

Der Weg der Kaffeesträucher: Von Nordafrika nach Südamerika

In Arabien galt der Kaffeeanbau im 14. Und 15. Jahrhundert als Staatsgeheimnis. Die Pflanzen durften nicht ausgeführt werden, unter der Androhung von schweren Strafen.  Die Monopolstellung bei Vertrieb von Kaffee sollte nicht gefährdet werden. Trotzdem gelang es auf abenteuerliche Weise Kaffeepflanzen in die Niederlande und auch nach Frankreich zu schaffen.

Wer mehr darüber wissen möchte kann das zum Beispiel in dem interessanten Roman „Der Kaffeedieb“ von Tom Hillenbrand lesen.

Kaffeepflanzen sind für das europäische Klima gar nicht geeignet. Kaffeepflanzen wurden daher als echte Exoten zuerst nur in botanischen Gärten in Europa angepflanzt.

In den Kolonien wurde der Kaffeebaum später unter ähnlichen klimatischen Bedingungen wie in Nordafrika mit großem Erfolg angebaut.

In Südamerika und Asien gab es Anbaugebiete in

  • Ceylon
  • Java
  • Surinam
  • Martinique
  • Guadeloupe
  • Brasilien.

Das es dabei auch herbe Rückschläge gab ist ebenfalls belegt.

Auf Ceylon wurden die gesamten Kaffeepflanzen nach einigen Jahren von einer Pilzkrankheit dahingerafft. Dort wird jetzt der berühmte Ceylon Tee angebaut. Beide Pflanzen wurden von den Engländern auf die Insel gebracht und ihr Anbau forciert.
Wo Tee oder Kaffee in den Kolonien angebaut wurde, wurde keinerlei Rücksicht auf die Umwelt genommen. Die Natur wurde durch die neu entstanden Monokulturen teilweise stark beeinträchtigt.
Das ist bis heute ein heikles und gerne verschwiegenes Thema. Und dabei geht es keineswegs nur um Altlasten, bis heute führen Kaffee- und Teeplantagen zu negativen Veränderungen in der Umwelt der Anbaugebiete.

Zumindest die Sklavenwirtschaft, die lange Jahre die Produktion von Kaffee überhaupt erst möglich, weil profitabel machte, ist inzwischen in dieser Form abgeschafft.

Kaffee hat also geschichtlich betrachtet durchaus auch einen bitteren Nachgeschmack.

Der Kaffee in Europa – das Luxusgetränk der Reichen

Kaffee in Europa, das war damals Exotik pur und daher entsprechend teuer. Bevor Kaffee den Frühstückstisch der Bürger eroberte war er nur für wirklich Begüterte erschwinglich. Es erhöhte den fremdländischen Reiz, dass es sich bei Kaffee um eine geheimnisvolle Pflanze handelte, die aus ihrem Ursprungsland nicht ausgeführt werden durfte. Es entstanden die die ersten Kaffeehäuser
  • In England 1650 Oxford und 1652 London
  • In Frankreich ab 1659 z.B. in Marseille 1672
Zu den wohl mit am berühmtesten zählt das Café Florian gegründet dem Jahr 1645 in Venedig am Markusplatz. Dort den der Kaffee von vorwiegend von Männern getrunken wurde – ein extra Zimmer, rauchfrei und der Bewirtung der weiblichen Gäste vorbehalten gab es dann aber schon bald. In den Kaffeehäusern wurde der Kaffee in Porzellantassen serviert, auch im Florian. Espresso oder Cappuccino gab es da allerdings nicht, der wurde erst um das Jahr 1900 erfunden. Die kleinen Tassen in denen er serviert wird stammen aber direkt von den Mokkatassen ab. In der Porzellanindustrie heißt diese Tassengröße (zwischen 40 und 100 ml) intern bis heute Mokkatasse. Aber jede Metropole der Zeit bekam nach und nach Kaffeehäuser, im Jahr 1650 Oxford und erst danach 1652 London. In Frankreich gab es das erste Kaffeehaus 1659 in Marseille und ab 1672auch eines in Paris. Wie es dort zuging gibt es in unseren Beitrag zum 300-jährigen Jubiläum der Café Florian nachlesen.
Leipzig Museum für angewandt Kunst Mokkatassen

Leipzig Museum für angewandte Kunst: Auwendige verziehrte Mokkatassen von Lomonossow(?)

 Echter Bohnenkaffe – was sonst?

Diese Bezeichnung war noch in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts verbreitet und galt als Gütesiegel.
Allerdings war damit nicht gemeint, das unbedingt ganze Bohnen angeboten wurden. Die Bezeichnung diente der Unterscheidung von echten Kaffee zu den vielen „Ersatzkaffees“. Echter Bohnenkaffe wurde aber früher meist tatsächlich ungemahlen verkauft, denn das Aroma der teuren Bohnen hielt sich so länger. Die Kaffeemühle blieb daher lange Zeit ein wichtiges Küchenutensil.
Oft wurden die Vorräte an Kaffeebohnen von der Herrschaft abgezählt – um sicher zu gehen, dass kein Diebstahl durch die Dienerschaft möglich war.

Muckefuck, Zichorien und Co – Hauptsache bitter!

Weil Kaffee für viele einfach immer zu teuer war suchten die Menschen schon bald nach Ersatz.
Manche der Ersatzkaffee waren vor allem bitter, andere Ersatzgetränke waren geschmacklich süßer, was beim echten Kaffee durch Zusatz von Zucker erreicht wurde.
Die ganze Bandbreite der Kaffee Ersatzgetränke zeigen, wie viel sich die Menschen einfallen lassen:

  • Pulver aus Fruchtkernen, aber auch Eicheln, Bucheckern oder Kastanien wurden als Fruchtkaffee angeboten.
  • Die gemahlenen Wurzeln von Zichorien (Wegwarte) und des Löwenzahns, der mit dem Chicorée botanisch eng verwandt ist, wurden nach dem Trocknen zum recht bitteren Zichorienkaffee vermahlen
  • aus Vogelkirschen, Möhren und Zuckerrüben wurde „Kaffeepulver“ gewonnen.
  • Getreidekaffee wurde enthielt vor allem Roggen oder Gerste, die ungekeimt vermahlen wurden, Malzkaffee wurde aus gekeimten und anschließend getrockneter Gerste gewonnen und schmeckte süßlich.
  • Dieser Kaffeeersatz war immer dann gefragt, wenn der Kaffeeimport stockte, oder hohe Zölle den Preis in die Höhe trieben. Wie zum Beispiel als Napoleon 1806 bis 1812 die Kontinentalsperre gegen Großbritannien und seine Kolonien ausrief. Damit war kam auch der Import von echtem Bohnenkaffee fast zum Erliegen.
  • Keiner der Ersatzkaffees enthält Coffein, die anregende Wirkung dieses Stoffes gibt es nur bei echtem Kaffee. Allerdings hilft hier die Einbildung oft weiter – man fühlt, was man zu fühlen gewillt ist. Und sei es die anregende Wirkung einer heißen Tasse Muckefuck.

Ganz neu sind diese Ersatzkaffees aber nicht, solche Getränke waren bereit lange vorher erfunden worden. Und das, obwohl es den Kaffee als Vorbild noch gar nicht gab. So servierte man schon in Babylon und Ägypten Heißgetränke aus gerösteten und/oder gemälzten Getreide.

Blaublühnede Wegwarte auch Zichorie genannt - der Wurzelstock ist Chicoree

Blaublühende Wegwarte auch Zichorie genannt – der Wurzelstock ist Chicoree

Löwenzahnwiese, auch den wurzeln wurde bitterer Ersatzkaffee gemacht

Löwenzahnwiese, auch aus deren Wurzeln wurde bitterer Ersatzkaffee gemacht.

Teuerer  Kaffee – abgezählte Kaffeebohnen

Kaffee war in den Haushalten der kleinen Leute, selbst als sie ihn sich endlich überhaupt leisten konnten, ein absoluter Luxus. Wie schon vorher in den reichen Haushalten wurden auch hier die Bohnen abgezählt, die Kaffeedosen streng unter Verschluss gehalten und die Tasse Kaffee am Sonntagnachmittag war eines der Highlights der Woche. Oft wurde der teure Bohnenkaffee auch mit Kaffeeersatz getreckt damit er länger vorhielt. Und wenn das Geld dann doch es zu knapp war, dann gab es halt wieder Zichorienkaffee, entweder um die echten Bohnen zu strecken oder um sie ganz zu ersetzen.

Getrunken wurde der Kaffee früher gerne aus den Sammeltassen, die nur am Sonntag extra dafür aus der Vitrine genommen wurden. Diese aufwendig verzierten Gedecke waren das „Meißen der armen Leute“.

Aus dem Kaffeesatz lesen – wie geht das?

Schon von Anfang an gab es gekochten Kaffee und gebrühten Kaffee nebeneinander.

Aber um auf traditionelle Weise aus dem Kaffeesatz zu lesen braucht es gekochten Kaffee.
Gekochter Kaffee wird immer mit dem Satz serviert. Das Kaffeepulver setzt sich beim gekochten Kaffee auf dem Boden der Tasse.

Daraus entwickelte sich das „Kaffeesatz lesen“. Dabei wird aber nicht der verbliebene Kafeesatz in der Tasse angelesen. Die Tasse wurde mit dem Satz auf die Untertasse gekippt.

Der verteilte sich darauf und es entstanden Muster. Diese Formen wurden dann von Wahrsagern interpretiert – wie Kartenlesen und andere Orakel auch. Teeblätter wurden übrigens genauso „gelesen“.

Löwenzahnwiese, auch den wurzeln wurde bitterer Ersatzkaffee gemacht