Wer hat die Namenstasse erfunden?
Dürfen wir vorstellen: Der Erfinder der Namenstasse ist Friedrich „Fritz“ Petschky, Inhaber der „Porzellanmalerei Petschky“ in Arzberg.
Oberfränkischer Unternehmer und Mann mit Erfindungsgeist
Er hat in den 1910 oder 20iger Jahren die Namenstasse erfunden.
Friedrich Petschky war der Urgroßvater der jetzigen Manufakturinhaberin Andrea Ackermann-Hopf.
Die Anfänge der Namentassen
Friedrich Petschky gründete 1906 in der Porzellanhochburg Arzberg seine Porzellanmanufaktur. Auf dem Bild unten ist das Haus am Hammerweg in Arzberg zu sehen. Dort war die Manufaktur „Porzellanmalerei Petschky“ untergebracht.
Auch diese Manufaktur war eine Veredelungsmanufaktur, wie heute „Porzellan im Hinterhof“.
Das heißt wurde keine Weißware (also weißes Porzellan), hergestellt. Die Pokale, Mokkaservice, Tassen und Teller kaufte er in den umliegenden Porzellanfabriken.
Die Porzellanteile wurden bemalt und/oder mit „Schiebebildern“ versehen. Das geschah nur zum Teil in der Manufaktur am Hammerweg selbst. Diese Aufgaben wurden auch an Heimarbeiter vergeben. Das meiste Porzellan wurde zu dieser Zeit auch gerändelt, also mit einem Goldrand versehen. Günstigere Alternativen waren blaue oder grüne Ränder
Friedrich Petschky produzierte Porzellan für den Export und für Wiederverkäufer. Z.B.. für die damals gerade florierenden Kaufhäuser.
Auch Privatpersonen bestellten direkt in der Manufaktur Geschenkartikel oder ganze Service. So wurden wahrscheinlich auch die ersten Namenstassen bestellt.
Friedrich Petschky, Gründer der Porzellanmalerei Petsky.
Haus am Hammerweg Arzberg Porzellanmalerei Petsky.
Was waren die Vorgänger der Namenstasse?
Ein Standartartikel war zu dieser Zeit der „Pokal“ oder Mazagran Becher. Der war „das Geschenk“ für Familienfeiern wie Geburtstage und Taufen, Hochzeiten und Jubiläen.
Diese Pokale wurde dem Anlass entsprechend beschriftet.
Als Geschenke wurde sie von den Beschenkten sehr geschätzt. Ein persönlich gestylter Pokal mit eigener Aufschrift machte in der Vitrine etwas her.
Porzellan war damals noch etwas, das sich nicht jeder leisten konnte. Diese Pokale waren auch nicht für die tägliche Benutzung gedacht. Sie wurden nur sicher selten zu besonderen Gelegenheiten genutzt.
Der Pokal war ein henkelloser Becher auf Fuß, den es glatt oder mit breiten Streifen gab. Der Fuß und das Oberteil wurden meist getrennt produziert und beim Glasurbrand mit Hilfe der Glasur verbunden.
Sie wurden ganz verschieden aufwendig bemalt oder mit den Schiebebildern „beklebt“.
Kinder bekamen einen solchen Pokal oft zur Kommunion oder Konfirmation, meist von Patin und Paten, geschenkt.
Beschriftet war der mit „Für das (liebe) Patenkind“. Es gab auch die Gegengeschenke: Pokale für den Paten oder die Patin.
Namen kamen da keine darauf.
Aus dem Pokal wird eine Tasse
Die geniale Idee von Fritz Petschky war ein persönliches Geschenk aus dieser Vorgabe zu entwickeln:
Statt Pokal gab es ein „Sammelgedeck“. Es bestand aus einer normalen Tasse mit Henkel, einem Untertelller und meist einem Kuchenteller dazu.
Auf die Tasse kam der Name des Kindes statt der üblichen Aufschrift „Dem (lieben) Patenkinde“- und die Namenstasse war geboren.
Leider sind keine Tassen aus der urspünglichen Produktion erhalten geblieben – aber sie sahen der Tasse Cenzi sehr ähnlich, die Schrift war allerdings in Glanzgold ausgeführt statt Kobaltblau.
Verarbeitung von Gold in Heimarbeit
Die Goldfarbe ist keine Farbe – es ist richtiges Gold, das da auf die Tasse kommt.
Gold zur Verzierung von Porzellan war in den meisten Fällen das sogenannte Glanzgold.
Es wurde meist sehr dünn aufgetragen.
Für die Abgabe an die Heimarbeiter wurde es sorgfältig abgewogen und dann angemischt in kleinen Fläschen mitgegeben.
Es war ein Erfahrungswert, wieviel Gold verbraucht wurde um eine gewisse Menge anPorzellan zu verzieren.
Am Ende wurden nicht nur die Fläschen zurückgegeben sondern auch die Tücher mit den die Goldfarbe abgewischt wurde oder die als Unterlage dienten.
Diese Tücher wurden gesammelt und dann verbrannt. Dabei blieb am Ende dann immer etwas Gold übrig, das dann wieder verwendet oder verkauft wurde.
Pokale und Zierteller mit Patenbeschriftung im Freilandmuseum Oberpfalz
Namenstasse Censi aus den 50iger Jahren
Pokale mit Beschriftung und ohne im Freilandmuseum Oberpfalz